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Donnerstag, 7.4.22

Donnerstag, 7.4.22

Heute will ich die Biosphäre zum Krieg befragen. Vor meinem inneren Auge erscheint ein Baumstumpf, von einem Blitzeinschlag zertrümmert und verkohlt. Er steht in einem abgebrannten Waldstück. Das Unterholz ist schon wieder nachgewachsen.

In meinem Zimmer ist ein Bereich, den ich als „Bühne“ nehme. Ich stelle einen Hocker an die Stelle, wo ich den Baumstumpf auf der Bühne lokalisiere und setze mich darauf. In meiner Phantasie dringt eine Stimme aus der Spalte des Baumstumpfes herauf. „Ich bin die Biosphäre. Ich bin ziemlich alt und habe schon viele Katastrophen erlebt. Auch jetzt spüre ich die Wärme und Ruhe in den Tiefen der Erdrinde, die Winde und Stürme in der Atmosphäre, das Fließen des Wassers, die Jahreszeiten in den Regionen. Hier hat es vor Kurzem ein Unwetter gegeben, Blitze haben einen Waldbrand entfacht.“

Ich bin von der Bühne gegangen und als ich selbst wieder zurückgekehrt. In meiner Vorstellung bin ich auf einem Spaziergang und komme an der Stelle mit dem verkohlten Baumstumpf vorbei und höre die die Stimme aus dem Baumstumpf. Ich sage: “Biosphäre, bist du es? Gerade dachte ich, was du wohl zu diesem furchtbaren Krieg sagst, der derzeit in der Ukraine tobt?“

“Raimund, ich weiß, es ist für dich unerträglich. Und du hast Angst um dich und noch mehr graust es dir vorzustellen, wie deine Kinder und Enkel leben werden. Ich habe all dieses Leid in meinem Schoß, du musst mir nichts davon erzählen.“ Sie schweigt eine ganze Weile. Ich sehe die verkohlten Bäume ringsum. Dann sagt sie: „Ja schau nur, wie es hier aussieht. Solche und andere Katastrophen gibt es. Sie gehören dazu. Altes wird zerstört, neues entsteht.“

„Und so siehst du auch den Krieg?“, protestiere ich.

Wieder auf dem Hocker sitzend sage ich als Biosphäre:  „Ja und nein. es geht immer um notwendige Veränderungen. Ihr Menschen könntet allerdings anders.“

„Was meinst du mit ‚Veränderungen‘?“, frage ich.

„Es ist einfach so, dass es nicht so weitergehen kann. Ihr Menschen habt eure natürlichen Feinde ausgeschalten. Ihr habt enorme geistige Kräfte, die euren unmittelbaren Lebensraum bei weitem übersteigen. Ihr könnt erfinden, konstruieren, bauen und all das aber auch singen, tanzen, beten. Ihr seid toll! Aber ihr habt alles auf Ausbeutung gegründet und es so weit getrieben, dass es unsere begrenzten Möglichkeiten übersteigt.“

„Und darum soll es gehen zwischen Russland und der Ukraine?“

„Es geht in euren Kriegen nie um die unmittelbaren Kontrahenten. Es geht immer um mehr, um etwas, was man erst hinterher sieht. Ihr fechtet etwas aus, was ich nur ahnen kann. Da wisst ihr mehr mit euren geistigen Möglichkeiten.“

„Und das geht nur durch Krieg?“

„Nein, es ginge auch anders. Aber ihr konntet es bisher nicht anders. Durch Kriege habt ihr Menschen euch weiterentwickelt und seid die notwendigen Schritte gegangen, die mit schweren Konflikten verbunden waren. Wenn die Ruinen dieses Krieges wieder bewohnt sind oder neuer Lebensraum von Pflanzen und Tieren sind, wird man sehen, dass etwas Neues entstanden ist.“

„Und was soll das sein?“

„Ihr Menschen seid anders als viele andere Lebewesen. Ihr könnt Macht ausüben über eigene Artgenossen und andere Lebewesen und Regionen. Damit konntet ihr euch bisher weiterhelfen, wenn ihr selbst das nicht hattet, was ihr brauchtet. Das passiert auch jetzt gerade in dem Gebiet, das ihr „Ukraine“ nennt.
Aber es geht nicht so weiter. Wenn ihr Macht über die ganze Erde habt, gibt es nichts mehr, wo ihr eigentlich leben könnt. Wenn ihr immer weiter geradeaus geht, kommt ihr dort an, wo ihr aufgebrochen seid.
Darum geht es in diesem Krieg.“

Ich bin etwas verwirrt. Frage noch mal nach: „Dass etwas Neues entsteht, was nicht „Macht“ heißt. Was meinst du, was das sein könnte?“

Ein brummelndes Geräusch kommt aus dem Baumstumpf. Mit tiefer Stimmer sagt die Bisophäre zögerlich: „Es wird aus den Trümmern dieses Krieges etwas wachsen. Ich nenne es WEITE. Ich weiß auch nicht, was es ist. Es hat damit zu tun, dass ich alles, was zu mir gehört rund um die Erde gleichzeitig spüre.“ Auf dem Hocker sitzend glaube ich das auch zu spüren: rund um die Erde unendlich viel was passiert und zusammengehört.

Dann gehe ich wieder weiter: „Danke, Biosphäre. Weite… Ich werde darüber nachdenken. Darf ich wiederkommen?“

„Wann und wo immer du willst!“

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