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Die Biosphäre erzählt

Von vor 4000 Mio bis vor 2500 Mio Jahren (Archaikum)
Ich bin die Biosphäre. Ich will euch von mir erzählen, wie es war in all den Jahren. Ja, ja, von Anfang an…. Das ist lange her. Sehr lange. 4 Mia Jahre, also 4000 Mio. Die Erde ist noch jung. Vor 500 Mio Jahren hatte sie sich als glühender Gesteinsball geformt als auch die Sonne entstand, abgekühlt und eine Erdkruste gebildet, die aber immer wieder aufbrach. Sie hatte Wasser aus dem umgebenden All an sich gezogen, riesige Meteore aus Eis sind eingeschlagen, verdampft und allmählich wieder abgekühlt. Fast die ganze Erde ist jetzt mit Wasser bedeckt. Darüber eine Schicht aus Stickstoffgas und Wolken. Tief unten in dunklen Wassertiefen werde ich geboren. Es bilden sich Eiweißmoleküle und Haufen davon. Sie binden den Kohlenstoff des im Wasser gelösten Kohlenstoffdioxids für immer neue Moleküle ihrer Art und geben den dabei entstehenden Sauerstoff ans Wasser ab. 1 Mia Jahre später, ja so lange Zeit, als das Wasser den Sauerstoff nicht mehr halten kann, gibt es ihn an die Atmosphäre ab. Die Zellhaufen bleiben zusammen, bilden später eine Membran um sich herum und einen Kern – die ersten Zellen sind entstanden. Man kann sich teilen und zwei gleiche Exemplare daraus entstehen lassen und sich reproduzieren und vermehren. Es bilden sich einfache Bakterien und Algen. Dabei sind wir einem Bombardement von Einschlägen aus dem All ausgesetzt, die um sich herum alles verdampfen lassen. Immer wieder beginnt alles von vorn. Die Erdkruste wird immer stabiler, aber im Erdinnern ist viel Bewegung. Erste Gebirge und Landflächen werden nach oben gedrückt, überragen die Wasserfläche und versinken wieder. Die Lebewesen im Meer bekommen auf dieses Weise reichhaltige Nährstoffe und Mineralien.  
Von vor 2500 Mio  bis vor 500 Mio Jahren (Proterozoikum)
Text 1500 Mio Jahre später  – erreicht der Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre 1% und wird für viele Lebewesen tödlich. Ich muss dafür sorgen, dass es weiter geht, auch wenn vieles in großem Maßstab ausstirbt. Einige verändern sich und drehen den Stoffwechsel herum. Wer nun Sauerstoff aufnimmt und Kohlendioxid abgibt hat Vorteile. Noch besser geht es den Gemeinschaften von Lebewesen, die jeweils das eine oder das andere können. Sie können sich anpassen. Manche von ihnen bilden jetzt mehrzellige Organismen in Röhren- und Vasenformen. Das wird mein Erfolgsrezept: Wir passen uns einerseits an und können andererseits die Verhältnisse an unsere Notwendigkeiten anpassen. Inzwischen gibt es auch schon einzellige Tiere, die von anderen Organismen leben. Es gibt eine Vielzahl von Rot-und Grünalgen, Bakterien und Pilzen. Viele vermehren sich jetzt schon geschlechtlich. Der Sauerstoff in der Luft bildet nun eine Ozonschicht, die nun auch Leben auf dem Festland ermöglicht, denn sie hält die tödliche UV-Strahlung zurück. Pilze dringen mit feinsten Härchen ins Gestein und brechen es auf, produzieren so Sand und Sediment. Wenn dieses sich in Niederungen auf die Gesteinsoberfläche legt, bietet es neuen Lebensformen eine Grundlage. Auf diese Weise habe ich mich 5km tief in die Erdkruste vorgearbeitet und fest verankert. Pflanzen entstehen jetzt. Die Erde kühlt ab und erwärmt sich wieder. Mehrfach bildet sich eine Eisschicht über den ganzen Globus und schmilzt wieder. Das ging 2 Mia Jahre lang so.
Von vor 500 Mio  bis vor 66 Mio Jahren (Paläozoikum)
An das, was jetzt kommt, erinnere ich mich schon etwas genauer. Es ist ja auch erst 500 Mio Jahre her. Im Laufe von nur wenigen Millionen Jahren entwickeln sich jetzt Vertreter fast aller heutigen Tier und Pflanzenstämme. Hartschalige Wesen mit Außenskeletten gibt es jetzt, aber auch Organismen mit Kiefern und Gliedmaßen, die sich auf dem Meeresboden fortbewegen und graben können. Das schuf wieder neue Lebensbedingungen. Der Sauerstoffgehalt im Meer ermöglicht das Entstehen von Fischen. Riesige Riffgemeinschaften bilden sich. Das Leben erobert immer mehr den Landraum. Erste Amphibienwesen können beides: Land und Meer. Die Pflanzenwelt schießt empor, bis schließlich riesige Wälder das Land überziehen. Lange Eiszeiten drängen das Leben auf äquatornahe Bereiche zurück. Nach der Erwärmung besiedeln sich die vereisten Gebiete wieder neu. Vor 60 Mio Jahren ereignete sich das größte Massenaussterben, das wir kennen. Davon betroffen waren etwa 75 Prozent der Landfauna, darunter auch viele Insektenarten, sowie ein großer Teil der Vegetationsbedeckung. Noch dramatischer waren die Auswirkungen in den Ozeanen: Dort starben etwa 95 Prozent der wirbellosen Tiere. Auslöser war ein gewaltiges Vulkangeschehen über mehrere hunderttausend Jahre im sibirischen Trapp. Es bedurfte mehrerer Millionen Jahre, bis sich Lebensräume wieder regeneriert hatten. Jetzt beginnt die Zeit der Saurier. Flugsaurier, Dinosaurier, Schwimmsaurier und Krokodile entstehen und beherrschen über 300 Mio Jahre das Bild. Aber auch erste Säugetiere und Vögel entstehen und beginnen ihre aufstrebende Entwicklung. Es existieren bereits alle heute bekannten Pflanzenarten. Diese Zeit endet mit dem Einschlag eines riesigen Meteoriten im Gebiet des heutigen Mexiko. Durch die Auswurfmasse verteilte sich innerhalb weniger Tage in der gesamten Atmosphäre eine dichte Wolke aus Ruß- und Staubpartikeln, die das Sonnenlicht über Monate absorbierte und einen globalen Temperatursturz bewirkte. Das durch den Aufprall auch frei gesetzte Kohlendioxid bildete eine Treibhausgasschicht, was zu einer starken Erwärmung des globalen Klimas führte. Die Saurier sterben aus. Dies führt zur Weiterentwicklung der Vögel und einer beträchtlichen Differenzierung der Säugetiere.  
Von vor 32 Mio  bis vor 2,5 Mio Jahren (Paläozän)
Immer noch sind die Kontinente in Bewegung. In der Zeit von vor ungefähr 30 Mio Jahren bis vor 2,5 Mio Jahren nahmen die Kontinente in etwa ihre heutigen Positionen ein. Nord- und Südamerika waren noch nicht durch Mittelamerika verbunden, auch Afrika und Eurasien waren noch durch die kontinuierlich schmaler werdende Tethys getrennt. Australien und Antarktika hatten sich bereits gelöst, befanden sich aber noch nahe beieinander. Die Indische Platte kollidierte mit der Eurasischen und es bildete sich der Himalaya. Große Flächen in Nordamerika, Eurasien und Afrika verlandeten, aus der Inselwelt Europa begann sich langsam eine zusammenhängende Landfläche zu bilden. Als die Turgaistraße danntrockenfiel, entstand eine Landverbindung zwischen Europa und Asien. Dies ermöglichte es zahlreichen Tierformen, vom Osten nach Europa vorzudringen, was zusammen mit gravierenden klimatischen Veränderungen zu größeren Verlusten unter der in Europa heimischen Tierwelt, wie z.B. bei den auf Bäumen lebenden Primaten führte. Viele Formen von Nagern konnten sich dagegen in Europa ansiedeln. In Asien dominerte ein riesiges 5m hohes Tier ähnlich einem Nashorn, nur ohne Horn, in Amerika entwickelten sich die Hunde enorm, in Afrika waren es auf Sträuchern lebende Pflanzenfresser.      
Von vor 2,5 Mio  Jahren bis vor 10 Tsd Jahren (Pleistozän)
Vor zweieinhalb Millionen Jahre wurde es dann richtig Winter. Die Polkappen vereisten. Das blieb hunderttausend Jahre so. Dann war es für 10.000 Jahre wieder wärmer. Das Eis zog sich zurück. Und wieder später kommt das Eis wieder. So ging es einige Male. In den Kaltzeiten war das Wasser im Eis gebunden. Der Meeresspiegel sank und viele Landbrücken entstanden. Wenn das Eis schmolz, stieg der Wasserspiegel wieder. Ich liebe diesen Wechsel von Eiszeiten mit wärmeren Zeiten. Insgesamt konnte ich die Temperatur auf der Erde so immer einigermaßen im Rahmen halten, auch wenn von der Sonne richtig viel Wärme einstrahlt. In dieser Zeit gab es schon alle Tierarten, die wir jetzt haben. Je nach Eis- und Wasserverhältnissen änderten sich Flora und Fauna entsprechend. In der letzten Kaltzeit, die vor 10.000 Jahren endete, starben allerdings viele Großtiere aus. Ungefähr in der Mitte dieser Zeit, vor einer Million Jahren, gab es schon direkte Vorfahren der Menschen, die auf 2 Beinen liefen und in Höhlen zusammenlebten. Vor 74.000 Jahren, wären diese beinahe ausgestorben als in Indonesien ein großer Vulkan ausbrach. Dunkle Wolken verhüllten den Himmel, in weiten Teilen der Erde. Es wurde kalt. Aber sie haben sich durchgesetzt. Haben verschiedene Wege gefunden, damit zurecht zu kommen. Damals entstand die genetische Vielfalt der Menschen. Eine bestimmte Art, die man Neandertaler nennt, überlebte diese Kaltzeit nicht. Vor 10.000 Jahren, zog sich das Eis zurück. Es bildeten sich viele Überschwemmungen, weil viele Abflüsse noch durch das Eis verschlossen waren. Riesige Seen entstanden und viele Reste davon gibt es heute noch. Im wärmeren Afrika hatten sich die noch direkteren Vorfahren der heutigen Menschen schon gut entwickelt. Sie breiteten sich über die ganze Erdkugel aus, erreichten vor 60000 Jahren Australien und vor 40000 Jahren Asien. Mit dem Zurückgehen des Eises besiedelten diese nun auch Europa. Vor 15000 Jahren kamen sie über die damals noch bestehende Landbrücke von Sibirien nach Amerika. Sie lebten in größeren Gemeinschaften. Und manche wurden schon sesshaft und bauten sich ihre ersten Dörfer. Diese lagen häufig an den Meeresküsten. Weil das Eis aber weiter zurückging, stiegen auch die Meeresspiegel und die Menschen können die Reste dieser Siedlungen kaum noch finden.  
Von vor 10 Tsd Jahren bis heute (Holozän)
Die Erwärmung vor 10000 Jahren war auch schon mal sprunghaft. Einmal z.B. stiegen die Durchschnittstemperaturen auf Teilen der Nordhalbkugel durch Veränderungen von Meeresströmungen innerhalb von nur 20 bis 40 Jahren um sechs Grad an, in Grönland sogar bis zu 10 Grad. Diese Erwärmung führte u. a. zur Öffnung der sogenannten Billinger Pforte, durch die das Wasser der zum Eissee angestauten Ostsee ins Weltmeer abfließen konnte. Dadurch sank der Wasserspiegel des Baltischen Eisstausees um 26 m auf Meeresspiegelniveau und umgekehrt drang mit dem Meerwasser arktische Fauna mit in das Ostsee-Becken ein. Das Aussterben vieler Tierarten der Eiszeit hatte ich schon erwähnt. Das Klima in weiten Teilen der Erde wurde stabiler. Naja, jedenfalls in den letzten 10000 Jahren. Das Eis hatte fruchtbare Böden zurückgelassen. So begannen die Menschen ihre Ernährung umzustellen. Sie bauten Getreide und anderes an und domestizierten Tiere. Sie gestalteten das Land nach ihren Vorstellungen. Das sind nicht immer meine Vorstellungen. Gerade wenn ich an das Wasser denke, was nicht mehr als Eis fest ist und fließen will, auch da wo die Menschen sich angesiedelt haben. Städte entstanden, Wege, Straßen. Sie bewegen sich über Land, Wasser und in der Luft. Sie bauen und zerstören mit zunehmender Potenz. Sie kommunizieren global. Sie machen Musik, Gedichte. Sie singen, tanzen, beten und lachen. Sie spielen. Sie können sich enorm gut einfühlen in Fremdes und machen Theater. Sie verändern mich sehr stark, aber kennen sie auch die Folgen? Sie haben sich in den letzten 50 Jahren in der Anzahl verdoppelt. In derselben Zeit halbierte sich die Zahl der Säugetiere. Sie gehören zu mir. Sie haben das vergessen. Ich muss mich um sie kümmern.  

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